August 2020

Vor gerade mal 100 Jahren war der Kalterbach noch ein verzweigtes, sich oberflächennah durch die Landschaft windende Bachsystem. Zur Trockenlegung des Mooses wurde er dann von Kriegsgefangenen und anderen „freiwillig“ Zwangsverpflichteten begradigt und tiefer gelegt. Die bachbegleitenden Nasswiesen verschwanden ebenso, wie zahlreiche an das Gewässer gebundene Tierarten.

Dennoch weist der Kalterbach u.a. noch Bestände der vom Aussterben bedrohten Libelle „Helm-Azurjungfer“ auf und ist deshalb auch in das europäische Schutzgebietssystem „Natura 2000“ aufgenommen worden. Der Lebensraum dieser und anderer Libellen muss allerdings mit Artenhilfsmaßnahmen, wie z.B. den „Libellenfenstern“ erhalten werden, da die Libelle sonst verschwindet.

Der Verein Dachauer Moos e.V. ging in den beiden letzten Jahrzehnten noch einige Schritte weiter. Nördlich der Schleißheimer Straße wurde an mehreren Gewässerabschnitten der Kalterbach in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband renaturiert. Diese Maßnahmen gelten heute als best-practice-Beispiel für Lebensraumneuschaffungen für die Helm-Azurjungfer.

Nun möchte der Verein zwischen dem Obergrashof und dem Hackenhof auf Hebertshauser Flur einen weiteren 300m langen Abschnitt renaturieren. Da es sich dabei um eine Gemeindefläche handelt, gab der Hebertshauser Gemeinderat hierzu seine Zustimmung. Auch ein privater Grundeigentümer, die Familie Hoffmann aus dem Hackermoos, stimmte der Renaturierung auf ihrer Fläche begeistert zu.

 

Vorsitz2020

Noch ist der Kalterbach an dem für die Renaturierung vorgesehenen Gewässerabschnitt begradigt und ausgebaut.

Herr Dr. Baars, Umweltbeauftragter der Gemeinde Hebertshausen und Gewässerökologe mit viel Erfahrung bei der Kalterbachrenaturierung, hat bereits eine Vorplanung vorgelegt. Diese sieht die Anlage eines gehölzfreien Nebengewässers, die Schaffung von Inseln mit und ohne Gehölzaltbestand, die Modellierung von Flachuferabschnitten mit Hochstaudenfluren und Pfeifengraswiesen sowie die Anlage einer vermoorten Mulde vor. Zudem wird der Fischbestand durch die Modellierung von Gumpen und das Einbringen von verzweigtem Totholz gefördert.

Auf Grundlage dieser Vorplanung wurde nun die Bau- und Genehmigungsplanung als staatliche Maßnahme des Landratsamtes Dachau beauftragt. Die eigentliche Renaturierung wird der Verein Dachauer Moos e.V. im kommenden Jahr durchführen.

 

Vorsitz2020

So könnte es bald ausschauen: Kalterbach-Renaturierung (2010) auf dem Obergrashofgelände