Noch immer beheimatet der Kalterbach eine Vielzahl seltener und bedrohter, gewässergebundener Tier- und Pflanzenarten, darunter die vom Aussterben bedrohte Libellenart Helm-Azurjungfer. Auch die Gewässervegetation ist auf weiten Strecken als wertvoller Lebensraum ausgewiesen. Der Kalterbach fließt durch ein Naturschutz- und drei Landschaftsschutzgebiete und ist als ausgewiesenes FFH-Gebiet auch Teil des europäischen Natura 2000-Schutzgebietssystems.
Kalterbach, Uferbereiche und abschnittsweise auch angrenzende Flächen sind Teil des Natura-2000-Gebietes „Gräben und Niedermoorreste im Dachauer Moos“ (7734-301). Im Mittellauf durchfließt der Kalterbach auf etwa 2,1 km Länge das NSG Schwarzhölzl. Der Mündungsbereich in die Amper ist dem Natura 2000-Gebiet „Ampertal“ zuzuordnen.
Als wertgebende Arten kommen im Projektgebiet u.a. die Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale, RLB 1 & FFH-Anhang II), die Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus, RLB 2) sowie der Kleine Blaupfeil (Orthetrum coerulescens, RLB 2) und der Kriechenden Sellerie (Alium repens, RLB 2 & FFH-Anhang II und IV) vor. Die Helm-Azurjungfer und der Kleine Blaupfeil weisen im Dachauer Moos und am Kalterbach bayernweit eines ihrer größten Vorkommen auf. Dabei gilt der Kalterbach als wichtigster Hauptlebensraum., sodass dem Schutz ihrer Lebensräume hier eine besonders hohe Bedeutung zum Erhalt der Arten zukommt.
Weitere gewässergebundene Zielarten sind neben dem Kriechenden Sellerie (Alium repens) das Gefärbte Laichkraut (Potamogeton coloratus, RLD 2, RL By 2), von welchem ca. 25% der bayerischen Vorkommen im Dachauer Moos liegen.
Mit dem Schneider (Alburnoides bipunctatus, RLD 2, RL By 3) und der Äsche (Thymallus thymallus, RL By 2) weist der Kalterbach zwei Fischarten der Roten Liste auf. Auch wenn die Äsche in den vergangenen Jahren nur noch selten im Gewässer nachgewiesen werden konnte, so gilt sie als Leitart der Fischfauna im Kalterbach.
Helm-Azurjungfer (oben; Foto: Hans Schwaiger) und Äsche (unten; Foto: Rostislav / stock.adobe.com) sind zwei von mehreren bedrohten Arten, für die der Kalterbach wichtigen Lebensraum bietet.
Naturschutzfachliche Defizite
Weite Abschnitte des Kalterbachs sind derzeit als Lebensraum für die Helm-Azurjungfer (strukturell) ungeeignet: Die Ufer sind mit gewässerbegleitenden Gehölzen stark bewachsen oder komplett bewaldet, womit der Kalterbach weitgehend beschattet wird. Durch Begradigungen sowie Uferverbauungen und -befestigungen sind die Strömungsverhältnisse zu gleichförmig und die Strömungsgeschwindigkeit für die Lebensraumansprüche der Helm-Azurjungfer zu hoch. Außerdem mangelt es an strömungsarmen Flachwasserzonen. Teilweise behindern enge Brücken bzw. Durchlässe oder andere Gewässerverbauungen die Ausbreitung der Libelle. Aufgrund der starken Eintiefung des Baches sind die Uferböschungen sehr steil und die angrenzenden Flächen stark entwässert. Der Ökologische Zustand des Flusswasserkörpers „1_F457 Kalterbach, Schwebelbach“ ist als mäßig eingestuft. Fehlende Strukturen im Gewässer sowie eingeschränkte oder fehlende Durchgängigkeit an Abstürzen führen zur mangelnden Eignung der Gewässer als Lebensraum für Fische. Die zur Behebung dieser Defizite erforderlichen, in den verschiedenen Gutachten und Planungen als notwendig bzw. wünschenswert erachteten hydromorphologischen und naturschutzfachlichen Maßnahmen konnten bislang allerdings nur teilweise umgesetzt werden.
Uferverbauung am Kalterbach (Foto: Robert Rossa)